Die Kirche in Mühlhausen hat ein Kunstwerk mehr!

Am Samstag, 07.08.2021  wurde das Bild „Seelenreise“ des Künstlers Peter Buck aus Vogt der Kirchengemeinde St. Ottilia übergeben.

Unter den anwesenden Gästen in der Kirche St. Ottilia begrüßte der Vorsitzende Jürgen Reder den Hausherren Herrn Pfarrer Wiest, den Leiter der Kunstsammlungen Kunst und Kultur Schloss Wolfegg, Herrn Dr. Bernd Mayer, der im Anschluss die Laudatio hielt, den Künstler Herrn Peter Buck sowie seine Kollegin und rechte Hand, Ingrid Jocham, Herrn Architekt Locher sowie Mitglieder des Kirchengemeinderates.

Peter Buck erklärte, dass er sich durch den Psalm vom guten Hirten, Psalm 23, beim Malen des Bildes inspirieren ließ.

„Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen

und führt mich zum Ruheplatz am Wasser ………….“

Die Symbiose des Kreuzweges und der darauffolgenden Pieta wurde jetzt mit dem Bild „Seelenreise“ vollendet. Diese Gesamtdarstellung zeigt uns den Gott, an den wir glauben, der „für uns da“ ist, der sogar mit uns in das Dunkel hinein und durch das Dunkel hindurch zum Licht geht.

Das Bild, die „Seelenreise“, darf und soll zu Diskussionen über den Glauben, die Hoffnung, die Erfüllung und die sinnlosen Konflikte in der Welt und auch im näheren Umfeld anregen.

 

Die Laudatio von Dr. Bernd Mayer

Allen Opfern der Kriege

Ein außergewöhnlicher Erinnerungsort in der Pfarrkirche Mühlhausen

In nahezu jedem Dorf gibt es sie, jeder ist schon einmal daran vorbei gegangen, doch bewusst wahrgenommen werden sie nur selten: Kriegerdenkmale. Sie zeigen in der Regel liegende, knieende oder in heldenhafter Pose erstarrte Soldaten mit Helm und Uniform. Auf diese Weise sollen sie an die fürs Vaterland ums Leben gekommenen Soldaten erinnern. Die meisten der erhaltenen Denkmäler entstanden nach dem Ersten Weltkrieg, deutlich weniger auch nach dem Zweiten.

76 Jahre nach Ende des letzten Krieges ist die Erinnerung an diese dunkle Zeit mit den Millionen von Toten oft schon verblasst. Umso bemerkenswerter ist die Initiative des Kirchengemeinderats von Mühlhausen im südlichen Landkreis Biberach. Dieser gab ein Kunstwerk in Auftrag, mit dem der Opfer der beiden Weltkriege gedacht werden soll. Zwar besitzt die Gemeinde auf dem Friedhof ein Kriegerdenkmal, doch bot die aktuelle Sanierung der Pfarrkirche die Gelegenheit, einen zeitgemäßen Erinnerungsort zu schaffen.

Der in Vogt lebende Künstler Peter Buck schuf ein Ölgemälde, das als Memento Mori nicht nur an Gefallene, sondern an alle Menschen erinnern soll, die Leidtragende des Weltenbrands geworden sind, also auch an Frauen, Kinder und alte Menschen. Auf seinem Kunstwerk werden die Schrecken der Kriege und die damit verbundene Not nicht durch einen heroischen Soldaten symbolisiert, sondern durch das Neben- und Ineinander abgestorbener Pflanzen, Bäume und Tiere wie beispielsweise dem „Trauermantel“, einem Schmetterling, der sich auf einem schwarz verkohlten Baumstumpf niedergelassen hat. Zwei Wassertropfen auf einem Löwenzahnblatt – für jeden Krieg einer – stehen stellvertretend für die unzähligen Tränen, die in diesen sinnlosen Gemetzeln vergossen wurden. Die Leidtragenden der Kriege werden symbolisiert durch die Schirmchen eines verblühten Löwenzahns, die der Wind über eine weite hügelige Landschaft dem hell erleuchteten Horizont entgegenträgt.

Mit diesem bemerkenswerten Ansatz und einem solch außergewöhnlichen Kunstwerk weist die Kirchengemeinde Mühlhausen weit über die traditionelle Form eines Kriegermahnmals hinaus und setzt ein starkes Zeichen für ein ehrendes Gedenken an alle Opfer von Kriegen.

Leiter der Kunstsammlung Kunst und Kultur Schloss Wolfegg

Dr. Bernd Mayer