Beschreibung des neu gestalteten Friedhofes
Die Gemeinde Eberhardzell übernahm am 01.Mai 1973 die Trägerschaft des alten Friedhofes. Da im Jahr 2020 die letzte Grabesruhe ausläuft, wurde im Kirchengemeinderat intensiv darüber nachgedacht, was aus unserem Friedhof werden solle.
Der aus dem 9. Jahrhundert stammende Begriff des "Vrithofs", wie es im Althochdeutschen hieß, verweist auf den "eingefriedeten" Vorhof einer Kirche. Dieser Vorhof, war meist eine wenig gepflegte Wiese ohne Grabkennzeichnungen.
Unser Friedhof in Mühlhausen ist nachweislich mindestens 300 Jahre alt.
Seit vielen Generationen ist der Platz um die Kirche immer ein Ort der Stille und der Ruhe. Ein Platz, um seine Gedanken einmal los zu lassen oder ein Platz, um vom Alltagsstress los zu kommen.
Der Ort vor der Kirche ist ein Aushängeschild und dadurch der Stolz einer Ortschaft. Er ist einfach gesagt die „gute Stube“ oder das „pulsierende Herz“ des Ortes.
Daher war die Neugestaltung des alten Friedhofes eine große Aufgabe, die wohl überlegt und geplant sein muss.
Durch die 72 Stunden Aktion am 23.05.2019, an deren unsere KLJB Mühlhausen teilnahm, konnten unsere Gedanken und Anliegen an der Neugestaltung des Friedhofes verwirklicht werden.
1. Gedenkstätte für Sternenkinder
Ein Ziel bei der Neugestaltung des Friedhofes war das integrieren eines Sternenfriedhofes.
Dort finden Trauernde einen Platz der Ruhe und einen Raum, in dem sie ihrem Kind sehr nahe sein können.
Selbst wenn sie ihr Kind nicht mehr bestatten konnten, haben sie hier einen Ort, an dem Sie sich zurückziehen können und einen Raum für sich und ihre Gedanken.
Gestaltung
- Mittels einer Platane haben wir ein Dach erschaffen. Im Sommer soll diese Platane Schatten spenden. Im Winter den Blick zu den Sternen freigeben.
- Der Sitzstein soll die schwere Last symbolisieren, die durch einen solchen Verlust entstehen kann.
- Der zum Himmel ragende Gedenkstein weist auf den Sternenkinderbereich hin. Ein Ort des Innehaltens und des Nachdenkens. Die neben dem eingravierten Gedanken „Die kleine Seele streift das Leben. Zurück bleibt die Erinnerung“ eingelassenen Nischen im Gedenkstein sind für Trauerkerzen vorgesehen.
Kerzenleuchten für verstorbene Kinder.
Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember stellen Angehörige rund um die Erde um 19.00 Uhr Kerzen in die Fenster. Während die Lichter in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, so dass eine Lichterwelle 24 Stunden um die Erde läuft. Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass diese Kinder das Leben erhellt haben und nie vergessen werden.
2. Der alte Friedhof soll nicht vergessen werden
Zwei Grabsteine und mehrere parallel verlaufende Eibenhecken symbolisieren im Nordbereich des Friedhofes den einstigen Charakter des „Gottesackers“, den früheren Friedhof der Kirchengemeinde Mühlhausen. Sie sollen uns daran erinnern, dass hier einmal ein Friedhof war und somit ein Ort, welcher den nötigen Respekt, die Würde und die Achtung verdient.
3. Kirchen sind Orte der Einkehr, Ruhe und Meditation
In der Kirche und um ihr herum kann man in eine Oase der Ruhe abtauchen und dort den Lärm der Welt aussperren und vergessen.
Genau wie eine Oase in der Wüste für die Reisenden ein Ort ist, der Wasser und Schatten spendet, so soll eine Oase der Ruhe jedem neuen Kraft und Energie schenken.
Gestaltung
Eine Bank und vier unterschiedlich große Rohre?
- Eine Bank wurde aufgestellt. Hier kann man zur Ruhe kommen. Schaut man von dort aus durch den Osteingang der Kirchenmauer, so hat man einen wunderschönen Blick auf die Oberschwäbische Landschaft sowie auf die Kirche in Eggmansried.
- Vier mit Blumen bepflanzte Rohre, welche die Hochzeit zu Kana symbolisieren. Jesus verwandelt Wasser zu Wein, wir wollten damit die Hektik der Zeit in eine Oase der Ruhe verwandeln.
4. Ein Pfarrersgrabstein und ein Kirchenpflegergrabstein
Beide Grabsteine sind eng verbunden und gehören zur Kirche in Mühlhausen.
Pfarrer Weihs war Pfarrer in Mühlhausen und wurde hier beerdigt. Der Grabstein wurde wieder zur Kirche zurückgebracht und dort auf Höhe des Chorraumes aufgestellt. Ein Pfarrer hat die Leitung einer Kirchengemeinde. Er ist verantwortlich für die Pfarrei und für die seelsorgerische Betreuung der Kirchengemeinde.
Der Grabstein des Kirchenpflegers Franz Ego wurde zur Sakristei hin angebracht. Ein Kirchenpfleger hat die Verantwortung über die Vermögensverwaltung.
Beide Ämter sind wichtig für eine Kirche. Beide Ämter sind Berufungen. Daher sollen beide Grabsteine die wichtige Verbindung zueinander, zur Kirche sowie ein "Nur gemeinsam sind wir stark" symbolisieren.
DANKE an alle Helferinnen und Helfer
Wir haben hier ein großes Projekt umgesetzt. Dabei haben wir es uns nicht einfach gemacht und es wurde mit viel Herzblut geplant.
Die Grundidee, einen alten Friedhof noch weiterhin als einen Ort des Nachdenkens und des Erinnerns zu erhalten, stand für uns immer im Vordergrund.
Wir wollten einen Ort gestalten, der es würdig ist, als „Ruhepol“, als „Ortsmittelpunkt“, als „Treffpunkt“, als „Inspiration“, als „Erinnerungsstätte“ oder einfach als unser
"Alter Friedhof der Kirchengemeinde St. Ottilia Mühlhausen"
benannt zu werden.
Kirchengemeinderat Mühlhausen