Die Laudatio von Wolfgang Merk über das Buch "Kirche St. Ottilia, Mühlhausen

Buchvorstellung in Mühlhausen am 20. November 2021, 10:30 Uhr

Kirche St. Ottilia, Mühlhausen - verfasst von Jürgen Reder

Herr Pfarrer Wiest, werte Ehrengaste,

liebe Mühlhauser, Hummertsrieder, Ampfelbronner und alle anderen Dazugehörigen,

lieber Herr Reder mit Familie,

als aktives Mitglied des Eberhardzeller Arbeitskreises Heimatgeschichte darf ich Ihnen heute das neue Buch von Herrn Reder über die Kirchengeschichte von Mühlhausen vorstellen.

Pfarrer Max Wiest sprach mich im vergangenen Jahr mal an, als ich im Pfarrarchiv Eberhardzell zur Zehntscheuer (ist meine neueste Dokumentation) recherchierte. In Mühlhausen wurde ein junger, mutiger und engagierter Mann zur Pfarreigeschichte Mühlhausens forschen, sogar ein Buch sei im Entstehen und auch ein feierliches Jubiläumsfest solle 2021 stattfinden, welches wir heute leider pandemiebedingt nur in reduzierter Form begehen können.

Ich kannte Herrn Reder bis dato noch nicht und setzte mich gleich telefonisch mit ihm in Verbindung, worauf rege emaiI- Korrespondenz folgte. Herr Reder fragte mich überraschend, ob ich sein Werk korrigieren könne, worauf und wozu ich ihm auch gleich mein Wort gab. In der Folge wanderten viele Dateien zwischen Mühlhausen und Biberach hin und her. Ich sichtete alles, kontrollierte, korrigierte und gab Empfehlungen zur Transkription und vor allem zum damaligen Manuskript.

Besonders hilfreich war ich mit inhaltlichen, d. h. auch historischen Hinweisen, sowie mit Empfehlungen zur Grammatik, Interpunktion und zur Orthografie.

Im Kontext zum heimatgeschichtlichen Hintergrund des Haistergaus und Haisterkirch möchte ich als Vorbemerkung und zur thematischen Hinführung einige Fakten voranstellen. ’ Unsere politischen Gemeinden, wie sie vor allem nach der Säkularisation und der Mediatisierung, anfangs des 19. Jahrhunderts entstanden waren, sind ein noch relativ junges Gebilde. Weit vorher und deshalb viel ”alter sind unsere Pfarreien. Die Gründungstage unserer Nachbarpfarreien sind:

  • Eberhardzell1266
  • Oberessendorf erst 1901 — gehörte vorher zu Unteressendorf, welche 1182 gegründet wurde
  • Bellamont, Ellwangen, Unterschwarzach und Eggmannsried, alle mit Gründungsdatum 1275

In der Epoche der Entstehung der Ur-Pfarrei Haisterkirch begeben wir uns gedanklich zurück bis in die Siedlungsgeschichte und Christianisierung unserer Heimat, wobei wir auch Mühlhausen kulturgeschichtlich zum Haistergau rechnen dürfen.

  • Schon um 900 n. Chr., also im Frühmittelalter werden Klostergüter im Haistergau erwähnt, und zwar von St. Gallen und besonders von Weißenburg in Elsass (5. 13)
  • Im 8. Jhd., also in derselben Epoche, erfolgte als vorweißenburgische Gründung die Haisterkircher St. Johannes-Kirche, als Leutkirche des Haistergaus, als Vorgängerin einer Pfarrkirche und somit Ur-, Tauf- und Mutterkirche
  • Man muss sich diese Kirchen als einfache Holzkirchen vorstellen — erst ab dem 10. + 11 Jhd. werden es Steinbauten (5. 15)
  • Im 10. Jhd. gab es vermutlich in Oberschwaben noch kein Pfarrkirchennetz mit fest umrissenen Sprengeln — die Kirchen in der Weißenburger Grundherrschaft vermitteln allerdings einen derart geschlossenen, zusammengehörigen Eindruck (S.16)
  • Im Urbar dieses Klosters aus dem 10. Jahrhundert ist Mühlhausen namentlich nicht mit genannt (5. 14)
  • erst im 13. Jhd. zählten dazu als Filialen Gwigg, Haidgau, Molpertshaus und in dieser Aufzählung auch Mühlhausen
  • 1329 wurde die „außerordentlich reiche Pfarrei“ Haisterkirch mit ihren Filialen dem Prämonstratenserkloster Rot    a. d. Rot inkorporiert — Pfarrer ist dann meistens ein Chorherr des Klosters - genauso wie in Eberhardzell, hier war es allerdings das Kloster Schussenried, ebenfalls Prämonstratenser- Reichsabtei
  • nicht unerwähnt soll bleiben, dass es immer wieder auch Spannungen zwischen dem Landesherrn (den Waldburgern) und dem Patronatsherrn (dem Kloster Rot) gab (S .28)
  • Zum Ende der frühen Neuzeit (das war im 17. 19. Jhd.) entstanden viele neue Pfarreien. Die hauptsächlichen Gründe waren: Gegenreformation, Bevölkerungswachstum und der sogenannte Josephinismus (Kaiser Joseph II., war der Sohn von Kaiserin Maria-Theresia). Man ging davon aus, dass der Fußweg nur noch höchstens eine Stunde betragen sollte und auf dem Weg zur Pfarrkirche kein Fluss und kein Berg liegen durfte. Also alles höchst pragmatische, aber auch pastorale Gründe.

Nun aber direkt zum heute vorliegenden Werk:

Herr Reder hat sein Buch in folgende Kapitel gegliedert:

  1. die Kirche St. Ottilia
  2. Geschichte dieser Kirche
  3. Mühlhausen wird 1721 zur Pfarrei erhoben — vormals Filiale der Pfarrei Haisterkirch
  4. Kleine Bilderschau
  5. Vereine und Schule
  6. die Kapelle St. Agatha und St. Nikolaus in Hummertsried
  7. Ein kurzer redaktioneller Teil schließt das Werk ab

Unter 1. gibt es im Vorspann rund 70 Seiten „Wissenswertes zu Mühlhausen“, „was es in der Kirche zu entdecken gibt“ und die „Beschreibung des neu gestalteten Friedhofs“. Eine nette und anschauliche Schilderung, wie originell der Herr Pfarrer, dem neuen Ministranten Peter das Innere der Kirche erklärt.

Auf weiteren 80 Seiten unter 2. folgt dann ausführliches zur Geschichte der Kirche selbst. Diese, sowie die Auszüge aus den Pfarrbriefen, die Geschehnisse in Mühlhausen und die Pfarrer im Amt gefallen mir persönlich besonders gut. Da steckt wirklich viel interessante Heimatgeschichte drin. Die Glocken, die Orgeln und ausgeführte Renovierungsmaßnahmen von 1719—2021, also auch diese Zeitspanne von 300 Jahren runden dieses Kapitel ab.

Die Erhebung zur Pfarrei im Jahr 1721 finden wir im mittleren Teil 3

Zu 4. Kleine Bilderschau

Also klein ist wirklich zu bescheiden und tatsachlich untertrieben gesagt. Zuerst schildern Sie nämlich auf rund 90 Seiten sehr schön und anschaulich die vergangenen 100 Jahre bis hin zum aktuellen Leben in Ihrer Pfarrei und in Ihrer Pfarrgemeinde. Eine einmalige Dokumentation von Fotos und Bildern — Kompliment, was Sie dazu alles zusammengetragen haben! Eine bewundernswerte Sammlung von faszinierenden Zeitdokumenten der letzten 90— 100 Jahre.

Die Vereine und die Schule werden komprimiert unter 5. behandelt.

In Kapitel 6 wurde zum Schluss auf über 30 Seiten Hummertsried und seine Kapelle St. Agatha und St. Nikolaus dargestellt.

Dieses Buch „Kirche St. Ottilia Mühlhausen“, welches ich Ihnen heute vorstellen darf, ist das erste schriftstellerische Werk von Herrn Reder und ich weiß sehr wohl aus eigener Erfahrung, wie es einem beim Verfassen seines ersten Buches ergeht.

Der ganz große Vorteil ist, dass man unbekümmert, mit frischem Mut und Elan solch etwas anpackt — vielleicht gerade deshalb, weil man noch keine Erfahrung in solchen Dingen hat. Man braucht dazu aber Beharrlichkeit, Durchhaltevermögen und unermüdliche Antriebskraft, was man Herrn Jürgen Reder durchaus lobend bescheinigen kann. Wenn dann noch die richtigen Quellen, Recherchen und vor allem auch hilfsbereite Menschen unterstutzend zur Seite stehen, kann es nur gut werden.

Der einzige Nachteil: Unmittelbar nach dem Druck, also dem Erscheinen des Buches und der Zeit danach, wurde man vielleicht schon vieles wieder etwas anders machen! Ist aber völlig normal.

Das nun vorliegende Buch ist ein einmaliges, kostbares, spannendes und interessantes Werk zur Heimatgeschichte von Mühlhausen. Dieses Buch gehört eigentlich in jedes Haus und deshalb wünsche ich natürlich, dass man es erwirbt und natürlich auch liest. Besonders aber wünsche ich, dass man es immer wieder gerne zur Hand nimmt und darin blättert.

Lieber Herr Reder — wer schreibt, bleibt unsterblich, deshalb das Sprichwort: „Wer schreibt, der bleibt!“ Ich finde es gut, dass Sie dieses Buch verfasst haben. Ich behaupte einfach mal: Wenn Sie dies jetzt nicht gemacht hätten — es hätte vermutlich später niemand mehr gemacht. Ihnen meine Gratulation und Anerkennung zu diesem gelungenen Werk - Lob für die immense Arbeit, welche sich dahinter verbirgt. Der katholischen Kirchengemeinde, der Gemeinde Mühlhausen und somit Ihnen allen viel Freude beim Lesen. Es freut mich, dass ich hier entsprechend mitwirken konnte.

Quelle: der Kreis Biberach (Eberhardzell), Seite 2 + 3 des Manuskripts Buch „Haisterkirch“, siehe Kleinbuchstaben